Kirchturm und Lengener Boomat

Vor über 120 Jahren, am 16. Oktober 1898, wurde der Turm fertiggestellt. Er wurde an der Westwand der Kirche errichtet und ersetzte damit zwei mächtige Stützpfeiler (Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert). Im Mittelalter gab es bereits zwei Turmprojekte, die aber scheiterten.

Sein Sockel besteht aus Granit und Sandstein, der Rest des Turmes wurde aus Backsteinen gefertigt. Vom Boden bis zur Turmspitze ist er 53,50 Meter hoch und der Grundriss entspricht 7 x 7 Meter. Finanziell unterstützt wurde der Turmbau von Johann Harberts, der sein Vermögen der Kirchengemeinde hinterließ, mit dem Vermerk, dass dieses nur für den Bau eines neuen Turmes genutzt werden dürfe. Wie weiter oben bereits erwähnt, hat der Turm zwei Eingänge, einen auf der Nordseite und einen auf der Südseite. Neben dem nördlichen Haupteingang wurde ein blaues Schild, das eine offene Kirche abbildet, angebracht. Dies bedeutet, dass die Kirche von März bis Oktober jeden Tag für Besucher und Gäste geöffnet ist. Vom Kirchturm gelangt man in das Kirchenschiff und auf die Empore, auf der die Orgel steht. Des Weiteren erreicht man die drei Glocken und das Uhrwerk.

An der Westmauer des Turmes ist ein großer quadratischer Granitstein zu sehen. Es handelt sich hierbei um das Lengener Boommaat. Seine Diagonale ist 2,15 Meter und die Maße entsprechen 1,6 x 1,53 Meter. Die Diagonale war die Maßeinheit für die Anzahl Matt. Die Kirche war für die mittelalterliche Landesgemeinde auch Ort der Rechtsprechung. Davon kündet noch heute das Lengener Boommaat, ein fast quadratischer Granitquaderstein, der vor dem Neubau des Turmes in die Westmauer der Kirche fest eingefügt war. Jetzt ist er an der Westmauer des Turmes zu sehen. Die Diagonale des Steins beträgt 215 cm. Diese Länge war die Maßeinheit für die Anzahl Matt, die jeder Platzbesitzer entsprechend der Größe seines Besitzes in den Meeden an der Hollener und Holtlander Ehe mähen durfte. Diese Meeden waren Gemeindeeigentum und wurden jährlich neu ausgebakt, um zu verhindern, dass die Anteilseigner stets an der gleichen Stelle mähten. Bei Streitigkeiten um die Größe des zugewiesenen Stückes Meedland galt das Boommaat an der Kirche.